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Wir schaffen das gemeinsam

Bis vor Kurzem war in Alsfeld José García Werksleiter, der als Trainee seine Karriere bei KAMAX begann. Im nächsten Jahr wird der 33-Jährige Vice President OPEX und als globaler Koordinator für die Strategiesäule Effizienz verantwortlich sein. Ein Gespräch über seine Reise durch die KAMAX Welt, die besondere Leistung der Beschäftigten in Alsfeld und seine Pläne für die Zukunft.


José García

Herr García, Sie sind mittlerweile fast zehn Jahre im Unternehmen, haben fast alle Werke gesehen und in verschiedenen Positionen gearbeitet. Gibt es etwas, das KAMAX besonders auszeichnet?

Ja, die Menschen. Überall gibt es gute Teams, die hervorragende Arbeit leisten. Und egal wo ich bisher war, die Kolleginnen und Kollegen waren immer(!) offen und bereit, etwas Neues zu lernen. Ich weiß, dass das oft viel Zeit und Kraft kostet. Es ist enorm, wie viele Änderungen ich bereits bei KAMAX miterlebt habe. Und an allen Standorten war immer die Bereitschaft da, das auch mitzumachen.

Und wo liegen die Unterschiede? Ticken die Menschen in Museros anders als in Alsfeld oder Lapeer?

Es gibt natürlich kulturelle Unterschiede. In den USA zum Beispiel ist die Bereitschaft, neue Dinge zu probieren, größer als in anderen Ländern. Eine Besonderheit für Deutschland ist hingegen, dass wir sehr konsequent darin sind etwas umzusetzen, wenn der Plan erst einmal steht. Die Standorte haben teils andere Stärken und sind verschieden, aber es gibt definitiv mehr Sachen, die uns verbinden als uns trennen.

Wenn Sie sich für ein Land zum Leben und zum Arbeiten entscheiden müsstet, welches wäre es?

Zum Leben wäre es Spanien. Ich bin dort geboren, ich komme aus Valencia und da ist auch mein Herz. Aber ich fühle mich als globaler KAMAXianer. Jetzt mit den Möglichkeiten durch mobiles Arbeiten sind wir an vielen Stellen etwas flexibler und das macht es mir auch leichter.

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Nun sind Sie schon länger etwas weiter von der Heimat weg, sind vom Trainee bis zum Werksleiter aufgestiegen. Erzählen Sie doch mal, wie alles angefangen hat.

Ich habe im September 2012 hier begonnen. Das war damals das erste Trainee-Programm, wir sind mit drei Personen gestartet. Ich wollte ein internationales Programm in der Automobilbranche und hier hatte ich die Chance, nicht nur in einem Land zu arbeiten, sondern Standorte in Amerika und Europa kennenzulernen. Nicht nur wir als Trainees haben damals viel gelernt, auch für KAMAX war es natürlich eine neue Erfahrung.

Wie ging es nach dem Trainee-Programm weiter?

Ich habe nach dem Programm als Teamleiter unter Stefanie Hofmann die Verpackung unserer Produkte in Homberg mitverantwortet. Ich habe da schon viel gelernt. Neun Monate später hat sich KAMAX entschieden, im Werk Alsfeld eine eigene Supply-Chain-Organisation aufzubauen und ich wurde gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen. Das war eine riesige Herausforderung. In 2014 habe ich nicht wirklich Deutsch gesprochen und trotzdem musste ich als Leiter eine neue Abteilung aufbauen.

Dort sind Sie aber nicht bis zu Ihrer aktuellen Funktion geblieben.

Nein, ich wollte nach zweieinhalb Jahren gerne in den Produktionsbereich wechseln. Dieter Bernhard ist damals in Homberg in Rente gegangen und gemeinsam mit Kai Porschitz habe ich die Chance bekommen, die Segmentleitung in der Kaltumformung zu übernehmen. Dort haben wir einiges verändert. Mit dieser neu gewonnenen Erfahrung bin ich anschließend nochmal für fünf Monate in die USA, um dort ebenfalls die Organisation im Bereich der Kaltumformung weiterzuentwickeln. Meine letzte Station bevor ich dann im Oktober 2018 – sechs Jahre nach meinem Start bei KAMAX – das Angebot bekam, die Werksleitung in Alsfeld zu übernehmen.
Eine Sache ist mir aber besonders wichtig zu betonen. Etwas, was ich in jeder Position immer hatte, war ein wirklich starkes Team. Das war die Voraussetzung dafür, dass ich mich so entwickeln konnte, und dafür bin ich sehr dankbar.

Der Standort Alsfeld steht vor der Schließung. Was sind die Herausforderungen für die Beschäftigten und Ihre Funktion?

Alsfeld ist ein Standort mit viel Geschichte. Die Entscheidung war sehr schwierig zu treffen, es geht um viele Jobs und das Leben von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Herausforderung war und ist enorm. Die größte Schwierigkeit waren die Volumenschwankungen seit der Bekanntgabe der Schließung. Wir mussten uns ständig anpassen, weil sich die Auftragslage abrupt änderte. Außerdem haben Kolleginnen und Kollegen gekündigt, was wir respektieren und uns darüber freuen, dass sie eine neue Chance bekommen haben. Aber dadurch fehlt dann das Wissen dieser Personen.
Die Professionalität der Beschäftigten angesichts dieser Situation ist beeindruckend. Ich habe es schon auf der Betriebsversammlung gesagt und wiederhole es gerne: Ich kann mich nur bedanken für diese Leistung. Ich bin sehr stolz auf das Team.

Zukünftig haben Sie dann eine neue Position – ähnlich wie andere Beschäftigte aus Alsfeld, die ein Übernahmeangebot bekommen haben. Sie werden auf globaler Ebene als Vice President für OPEX zuständig und koordinieren den Strategie-Bereich Effizienz. Wie würden Sie diese Aufgabe beschreiben?

Ab nächstem Jahr habe ich die Möglichkeit, die sog. „Lean Transformation“ zu leiten. In meiner Rolle geht es letztendlich darum, die Produktionsprozesse in allen Werken zu vereinfachen und zu beschleunigen, um effizienter zu sein. Ich habe vieles gelernt in den letzten neun Jahren bei KAMAX und jetzt will ich auf globaler Ebene konsequent dabei helfen, unsere Strategie „Back To The Top“ erfolgreich umzusetzen.

Welche Projekte wollen Sie in dieser Funktion umsetzen?

Wir werden ein SMED [Rüstzeit]-Programm aufsetzen. Wir werden also versuchen, den Aufwand des Umrüstens unserer Maschinen in allen Werken zu verringern. Damit haben wir bereits begonnen [siehe Beitrag]. Gleichzeitig ist es mein Ziel, alle Beschäftigten mit ins Boot zu holen und auszubilden, denn wir brauchen sie, um die Prozesse verbessern zu können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Standardisierung all unserer Maßnahmen. Was in Turnov gut funktioniert, wollen wir in der gleichen Art und Weise auch in Lapeer implementieren und umgekehrt. Wir sind gerade dabei die Teams dafür in allen Standorten aufzubauen.

Wenn wir jetzt in die Zukunft schauen: Was ist das langfristige Ziel Ihrer Aufgabe und wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir wollen Vorreiter in der Kaltumformung sein. Das ist das klare Ziel von uns. Wir wollen schnellere, einfachere und effizientere Prozesse als unsere Konkurrenz und ein Maßstab für andere Unternehmen sein. Mit meiner neuen Position sind deshalb viele Ansprüche verknüpft und sie ist langfristig angelegt. Ich sehe mich deshalb in fünf Jahren auf jeden Fall noch bei KAMAX.

Gibt es etwas, was Sie jungen KAMAX Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben können?

Ich fühle mich auch noch jung (lacht). Ich bin ja erst 33 Jahre alt und wenn ich mir überhaupt einen Tipp erlaube, dann dass sie hungrig sein müssen, neue Sachen zu lernen und auszuprobieren. Immer Fragen stellen, wenn man etwas nicht versteht. Es klappt nicht immer alles, Fehler gehören dazu. Ich selbst habe viele Fehler gemacht. Aber wenn man hungrig bleibt und bereit ist, etwas dazuzulernen, ist das eine gute Basis.

Nicht nur bei KAMAX gibt es Nachwuchs, der Ihre Unterstützung braucht. Sie waren bis vor kurzem noch in Elternzeit. Wie geht es Ihrer neugeborenen Tochter?

Emma und uns geht es super, es lief wirklich alles prima. Darüber bin ich auch sehr froh. Familie ist für mich das Wichtigste. Durch unser neues Familienmitglied ist jetzt zuhause natürlich vieles anders, es ändert sich wirklich alles. Ich habe zum Glück einen Coach zuhause, der mir immer hilft und mich immer unterstützt: meine Frau Ines. Es ist wichtig, dass die Familie zusammenhält. Als Spanier verbringen wir generell viel Zeit mit der Familie. Nicht nur im kleinen Kreis, auch die Eltern und Geschwister sind oft mit dabei. Mit unserer Tochter Emma beginnt ein neuer Lebensabschnitt, aber eins wird sich nicht ändern: Wir nutzen weiterhin jede Möglichkeit die Familie in der Heimat in Spanien zu besuchen.

Und was machen Sie, wenn Sie nicht bei KAMAX oder Ihrer Familie sind?

Dann spiele oder schaue ich Fußball. Ich war selbst jahrelang im Verein, habe aber nach der Corona-Unterbrechung erst mal aufgehört. Trotzdem schaue ich noch oft Fußball und bin großer Fan von Real Madrid.

Wie wird jemand, der aus Valencia kommt, Real Madrid Fan?

Das ist eine gute Frage. Mein Vater kommt nicht aus Valencia und ist Anhänger von Real Madrid. Wir haben früher immer zusammengeschaut, ich habe das von ihm übernommen. Außerdem ist Real der beste Club der Welt und wir gewinnen oft, das ist gut für die Stimmung (lacht). Meine Tochter werde ich aber bei Valencia anmelden.
Das Schöne am Fußball ist, dass man zusammen gewinnt und verliert – als Team. Und egal, ob auf dem Fußballplatz, in der Familie oder in der Produktionshalle, mir ist es wichtig, alle mitzunehmen und zusammen die Herausforderungen zu meistern. Unsere Einstellung sollte immer sein: Wir schaffen das gemeinsam!

Vielen Dank und viel Erfolg in der neuen Position, Herr García.

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KXpress · 2021 | 02