In offizieller Mission für einen sauberen Durchfluss
Mein Name ist Bolt. Banjo Bolt. Und genau wie der berühmte Geheimagent wirkt die Schraube im Verborgenen. Weil sie einen hohlen Schaft hat, kommt die Banjo Bolt überall dort zum Einsatz, wo Flüssigkeiten oder Gase über ein Leitungssystem in ein Bauteil hinein- oder hinausgeleitet werden. Ein bereichsübergreifendes Team hat jetzt den Produktionsprozess neu aufgesetzt, um Kosten zu sparen und die Qualität zu steigern.
Banjo Bolt Eigenschaften
- Abmessungsbereich: M10 bis M14
- Gewindesteigung: 1,0 bis 1,5
- Bolzenlänge: 17-40 mm
- Querlöcher: Ein-Loch- und Zwei-Loch-Ausführung, Lochdurchmesser 2-7 mm
- Materialeigenschaften: je nach Kundenwunsch
Bereits heute produziert und liefert KAMAX mehr als eine Millionen Banjo Bolts bzw. Hohlschrauben jährlich. Zum Einsatz kommen diese beispielsweise bei der Ölversorgung von Turboladern oder bei der Anbindung von Bremsleitungen am Bremssattel. Was nach einer soliden Anwendung klingt, birgt Risiken: Beim üblichen Produktionsprozess können Bohrspäne im Hohlraum der Schraube zurückbleiben. Diese entstehen, wenn nach der Kaltumformung die axiale Bohrung gemacht und seitlich ein oder zwei kleine Löcher für den Flüssigkeitsdurchfluss in den Schaft gebohrt werden. Die Späne können sich im Inneren der Schraube verfangen und später Probleme im Auto verursachen. Passiert das zum Beispiel beim Turbolader, sinkt die Motorleistung drastisch. Reklamationen, unzufriedene Kunden und aufwendige Reparaturen sind die Folge.
Tschüss Bohrspäne
Nun hat das Team um Technology und Business Development das Verfahren neu aufgesetzt und gemeinsam mit dem japanischen Unternehmen MHI (Matsumoto Heavy Industries) eine eigene, würfelförmige Maschine mit rund zwei Metern Länge entwickelt. Das Ziel: Qualität steigern und Kosten senken. Vor dem ersten Schritt in der neuen Maschine wird im vorgeschalteten Kaltumformprozess ein Rohling mit einer tiefen Napfung geformt, sodass die Schaftmitte hohl ist. Danach werden in der neu entwickelten Maschine die Löcher von außen in den Hohlraum gestanzt und das gestanzte Material abgesaugt.
Anschließend erhält die Banjo Bolt mit einer Drei-Rollen-Walze ihr Gewinde und wird im letzten Schritt durch Kameraaufnahmen automatisch überprüft. „Wir sparen auf diese Weise zwei Prozessschritte ein – und damit natürlich Kosten“, erklärt Florian Heine, Leiter für Anwendungstechnik in Europa. „Gleichzeitig liefern wir ein Produkt, das weniger anfällig für Fehler ist, weil keine Bohrspäne zurückbleiben. Das macht es für Kunden besonders attraktiv.“
MHI stellt die Art von Leitungen her, über welche die Banjo Bolt an ein Bauteil angeschlossen wird. Gleichzeitig produziert das Unternehmen auch Schrauben und hat sich auf das Lochen von Metall spezialisiert. Den Kontakt hatte das japanische Sales-Office von KAMAX hergestellt.
Abenteuer Japan
Die Kooperation mit MHI beschreiben Heine und sein Kollege Christoph Haust aus dem Werk Homberg so: „Wir haben mit einem Konstrukteur zusammengearbeitet, der weder Deutsch noch Englisch gesprochen hat. Also haben wir alles über eine Übersetzerin abgestimmt. Bei einfachen Themen war das kein Problem – auf der Detailebene aber ziemlich herausfordernd.“ Geholfen habe die Arbeit mit Bildern, weil diese ohne Worte verstanden werden.
Der Produktionsstart der neuen Maschine wird derzeit vorbereitet, aktuell werden die Mitarbeitenden noch geschult. Auch einen Ortswechsel wird es geben: Mit dem neuen Verfahren wird die Hohlschraube künftig nicht mehr in Osterode, sondern in Homberg hergestellt. Zur Abnahme der Maschine war bereits eine KAMAX Delegation inklusive Maschinenbediener in die Region Hiroshima zu MHI gereist. Wichtiges Utensil vor Ort in der Fabrik: die „Sicherheitsmütze“, damit kein Öl in die Haare kommt.
KXpress