Polnisch-deutsche Zusammenarbeit
Das Unternehmen Robert Schröder ist noch nicht lange Teil der KAMAX Gruppe. Die Werke des Präzisionsteile-Herstellers existieren aber teilweise schon seit Jahrzehnten. Am 1. September hat das Werk in Bydgoszcz das 25-jährige Jubiläum gefeiert. In Polens achtgrößter Stadt produzieren rund 50 Kolleginnen und Kollegen unter anderem Spindeln für automatische Heckklappen sowie Teile für Cabrio-Verdecke.
Bevor das Team von Robert Schröder seine Arbeit in Bydgoszcz aufnahm, befand sich auf dem Gelände die Dreherei eines großen Fahrradwerks. Heinrich Dycha, der Geschäftsführer von Robert Schröder Polska, erinnert sich: „Ich war damals Vorarbeiter in Wuppertal und wurde gefragt, ob ich das Werk in Polen aufbauen und betreuen möchte.“ Mittlerweile pendelt Dycha regelmäßig zwischen den beiden Standorten. Der polnische Standort agiert vor allem als verlängerter Arm der Produktion in Wuppertal, die räumlich begrenzt ist.
CNC-Fertigung und Kunststofftechnik im Ausbau
Auf der Produktionsliste stehen viele Autoteile: Spindeln, Nietbolzen oder -stifte, Gewindebuchsen und -schrauben. Typische Einsatzmöglichkeiten sind automatische Heckklappen oder Cabrio-Verdecke. Sowohl im Dach des BMW-3er- als auch im VW-T-Roc-Cabrio finden sich Komponenten aus Bydgoszcz. Diese stammen aus der CNC-Fertigung und dem Spindelzentrum, die – genauso wie die Kunststofftechnik – derzeit erweitert werden. Das Werk wird umgebaut, um Platz zu schaffen für neue Maschinen. Aus dem KAMAX Werk in Turnov ist jüngst eine Traub TNL 26 Langdrehmaschine eingezogen, drei Kunststoffspritzmaschinen folgen. Eine wird dauerhaft Produkte für KAMAX fertigen.
Angeliefert wird das Material in verschiedenen Güten und Abmessungen als Drei- oder Vier-Meter-Stangen – anders als bei KAMAX, wo der Stahl als Drahtrolle ankommt. „Daraus produzieren wir Teile von 20 bis 400 Millimeter Länge“, berichtet Dycha. Die meisten Produkte und auch viele Rohlinge liefert das Team nach Wuppertal. Von hier stammt ein Großteil der Aufträge – zum Beispiel für Brose oder Webasto. Seit KAMAX vor gut zwei Jahren die Mehrheitsbeteiligung übernommen hat, kommen weitere hinzu.
Heute geht’s schneller als früher
Die Wege sind weit, zumindest für europäische Verhältnisse: Zwischen Bydgoszcz und Wuppertal liegen fast 900 Kilometer. Während früher Kundenzeichnungen per Fax ausgetauscht wurden, die es anschließend über instabile Telefonleitungen zu besprechen galt, erleichtern heute Microsoft Teams und E-Mail die Kommunikation erheblich. Angeschlossen an das Planungssystem, können sich die polnischen Kolleg*innen Produktionslisten selbst herunterladen, und Zeichnungen und Begleitdaten ausdrucken.
„Wir sind sehr flexibel und können wenn es in Wuppertal mit den Kapazitäten eng wird, immer schnell aushelfen. Auf meine Kollegen vor Ort ist Verlass“, sagt Dycha. Mit seinem Betriebsleiter arbeitet er seit mehr als einem Jahrzehnt zusammen, zwei weitere Kollegen sind seit Tag eins mit dabei. Das Team wächst langsam und stetig. Gegen den Fachkräftemangel setzen die Kollegen auf ein eigenes Ausbildungsprogramm für Branchenfremde. Im Idealfall wird daraus eine berufslebenslange Verbindung.
KXpress