Weichen stellen für neue Märkte
KAMAX unabhängiger von der Automobilindustrie zu machen. Neue Produkte entwickeln und Zugang zu neuen Märkten wie Baumaschinen herstellen: Das sind die Ziele der Abteilung Business Development & Innovation. Wir geben einen Einblick in die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen und zeigen, warum das, was sie tun, so wichtig für den langfristigen Unternehmenserfolg von KAMAX ist.
Mario Braun
VP Business Development & Innovation: Er leitet die gesamte Abteilung, die zur Generierung neuer Geschäfte alle Initiativen bündelt.
Robert Schreiter
Key Account Manager für neue Märkte: Er ist verantwortlich für die Akquisition neuer potenzieller Kunden in weiteren Geschäftsbereichen außerhalb der Automobilbranche.
Dennis Dutenhöfner
Leiter des Innovation Hub: Mit seinem Team treibt er Innovationen voran, analysiert Trends und entwickelt Produktideen für die kommenden Jahre.
„Im Moment sind wir zu annähernd 100 Prozent davon abhängig, wie viele Autos unsere Kunden verkaufen“, sagt Mario Braun, Vice President Business Development & Innovation. Allein 30 Prozent unseres Geschäfts stützen sich auf Verbrennungsmotoren, die – zumindest in Europa – langfristig zum Auslaufmodell werden. Die EU verbietet die Neuzulassung von Verbrennern ab 2035. Umso wichtiger ist es, dass sich KAMAX breiter aufstellt und neue Kunden sowie Marktbereiche gewinnt. Das Herauswagen aus der bisher gut funktionierenden Nische eröffnet Chancen, und im besten Fall gelingt es, zukünftige Schwankungen in der Automobilindustrie durch Verkäufe in andere Branchen auszugleichen. Mario Brauns Abteilung geht dafür verschiedene Wege. Insgesamt elf Kolleginnen und Kollegen sind in den Bereichen Business Development, New Markets und Innovation unterwegs.
Quantensprünge durch Innovation
An erster Stelle der Entwicklung von neuen Technologie-, Produkt- oder Anwendungsideen steht das Innovation Hub (InnoHub). Welche Trends gibt es? Was wird uns die nächsten zehn bis 30 Jahre begleiten? Welche Technologien stehen uns zur Verfügung? Und in welche Bereiche können wir heute schon einsteigen, damit wir später den Markt mitbestimmen? Diese Arbeit läuft außerhalb der Werke. Die Kolleg*innen testen erst einmal im Kleinen, ob Ideen überhaupt machbar sind. Auf zehn Ideen kommt ungefähr eine brauchbare. Wie zum Beispiel eine spezielle Beschichtung, die unsere ultrahochfesten Schrauben (bis Klasse 17.8U) noch robuster macht.
„Im Moment sind wir zu annähernd 100 Prozent davon abhängig, wie viele Autos unsere Kunden verkaufen.“
Mario Braun, Vice President of Business Development & Innovation
Aufgrund der hohen Festigkeit sind diese anfällig für wasserstoffinduzierten Sprödbruch. Durch Korrosion entsteht atomarer Wasserstoff, der in den Werkstoff eindringt, ihn spröde macht und brechen lässt. Im InnoHub entwickelten die Kolleginnen und Kollegen eine Beschichtungsvariante, welche die Empfindlichkeit der Schrauben deutlich senkt – ein Quantensprung zum Status quo. Nachdem eigene Tests die Funktionsfähigkeit untermauerten, übergab das Team an die Abteilung Forschung & Entwicklung. Aktuell ist die Beschichtung im Prozess für die finale Freigabe.
Das Produkt anschließend zur Marktreife zu begleiten, ist ebenfalls die Aufgabe des Business Development-Teams. Was einfach klingt, beinhaltet viele verschiedene Schritte und eine intensive Zusammenarbeit mit den Bereichen Anwendungstechnik und Vertrieb. Auch im Bereich New Markets unterstützt das Business Development, zum Beispiel durch die Identifizierung von neuen Einsatzbereichen für bestehende Produkte. New Markets, also Neue Märkte meint Markt- und Industriebereiche außerhalb des klassischen Kern-Automobilgeschäfts. Und die arbeiten anders, als KAMAX das kennt. „Bisher gestalten wir für Kunden ein spezielles Produkt exakt nach deren Anforderungen“, berichtet Braun. Das ist beispielsweise eine Fahrwerksschraube, die nur für ein Volkswagen-Modell geeignet ist. Diese Teile werden in Millionenstückzahlen abgerufen. In neuen Märkten ist das Ziel, ein Produkt zu entwickeln, das für mehrere Kunden gleichzeitig passt.
Weitere Teammitglieder in der Abteilung New Markets
Arbeitsweise muss sich anpassen
Herausforderungen gibt es einige: Unsere Arbeitsweise ist durch den Fokus auf die Automobilbranche geprägt. „Wenn unsere Kolleg*innen im Werk hören, dass wir die Produktion für neue Kunden und kleine Stückzahlen in Anspruch nehmen wollen, schaue ich in skeptische Gesichter“, sagt Braun. Durchaus verständlich, aber der Punkt ist, dass der Marktmechanismus unterschiedlich ist! So kann auch ein kleineres Volumen in größeren Losgrößen versandt werden (anders als in der Automobilindustrie) und dadurch mehr Profit einbringen. Gleichzeitig werden einige der gewinnbringenden Produkte in naher Zukunft nicht mehr benötigt, da die Kunden auf E-Motoren umstellen. Umso wichtiger ist also, dass uns eins bewusst ist: Bei der Entscheidung, welche Produkte wir heute produzieren, gestalten wir aktiv die Zukunft von KAMAX.
„Wenn wir richtig gut sind, schaffen wir es, uns ein komplett neues Segment neben der Automobilbranche zu erschließen.“
Mario Braun, Vice President of Business Development & Innovation
Ein Positivbeispiel ist die Entwicklung von ultrahochfesten Schrauben (KXtreme) vor einigen Jahren – ein Segment, das stetig wächst und in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden kann. Die Schrauben hat KAMAX bereits erfolgreich im Automobilbereich platziert, sie kommen unter anderem bei der Batterie- oder Motorbefestigung in E-Autos zum Einsatz. Braun: „Heute diskutieren wir Einsatzmöglichkeiten im Bereich von Windkraftgetrieben oder Drehkranzverschraubungen bei Baumaschinen.“
Um an potenzielle Neukunden zu kommen, nutzen die Kolleginnen und Kollegen ihr Netzwerk, arbeiten mit Universitäten zusammen, gehen regelmäßig auf Tagungen sowie Messen und bauen Kooperationen zu Händlernetzwerken auf. Hersteller von landwirtschaftlichen Geräten zum Beispiel beziehen ihr Material ausschließlich über Handelspartner. „Kontakte gibt es, aber noch schaffen wir es zu selten, Angebote abzugeben – vor allem, weil wir zu lange brauchen.“ Um das zu ändern, arbeitet derzeit ein Team daran, einen neuen Prozess für den Vertrieb in neue Märkte zu definieren.
Erfolgsmodell Straßenmeißel
Ein ganz konkretes Segment, das sich die Abteilung anschaut, sind klassische Verschleißteile für Baumaschinen. Dazu gehören unter anderem Straßenmeißel. Diese Frästeile kommen im Straßenbau zum Einsatz und rauen den Asphalt auf. Alle 500 Meter müssen sie ausgetauscht werden, sodass hohe Stückzahlen gefragt sind. Als Umformteile, die meist nur gepresst und gereinigt werden, sind Straßenmeißel vergleichsweise einfach herzustellen und können in Großbehältern an Kunden geliefert werden.
Mario Brauns Vision für die Zukunft: „Wenn wir richtig gut sind, schaffen wir es, uns ein komplett neues Segment neben der Automobilbranche zu erschließen.“ Dafür braucht es die Bereitschaft der beteiligten Kolleginnen und Kollegen für Veränderung.
KXpress