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Ein Lernort für alle

Am 4. Dezember 2023 hat das Team in Turnov ein neues Schulungszentrum für die Kaltumformung eröffnet. Dieses erfüllt eine wichtige Aufgabe, denn im Gegensatz zur Zerspanung wird die Kaltumformung an keiner Schule gelehrt. Umso wichtiger also, dass neue Bediener an einer eigenen Maschine alle Arbeitsschritte vorab und in Ruhe ausprobieren können.

Kollegen aus Tschechien testen das neue Ausbildungszentrum.

Die Ausbildung von Maschinenbedienern bei der Kaltumformung ist äußerst anspruchsvoll. Das Aufgabenspektrum ist breit gefächert, und es kann vorkommen, dass ein Mitarbeiter in der Produktion bestimmte Tätigkeiten auch nach mehreren Jahren noch nicht kennengelernt hat. Das macht deutlich, wie wichtig ein eigenes Schulungszentrum ist. Für die Gestaltung hat sich das Team aus Turnov im März 2023 bei einem Besuch vom Schulungszentrum in Museros, Spanien, inspirieren lassen; die Bauarbeiten dauerten von August bis Oktober.

Planung bis ins kleinste Detail

Das Schulungszentrum wurde in den bestehenden Räumlichkeiten der Abteilung eingerichtet und dazu ein Teil der Produktionshalle mit speziellen Akustikpaneelen abgetrennt, die Umgebungslärm besonders gut abschirmen. Die Schulungsmaschine – bis vor kurzem aktiv in Betrieb – wurde innen und außen komplett gereinigt, die Außenseite wurde entstaubt und neu lackiert. Für ein reales Arbeitsgefühl ist die Umgebung der Maschine an die Standards eines echten Arbeitsplatzes angepasst und zum Beispiel mit Werkbank, Messgeräten und Werkzeugkasten ausgestattet. Da die Größe des Raums beschränkt war, wurde eine spezielle kleine Abrollvorrichtung angefertigt. Die Kamera, die das Innere der Presse aufnimmt, ist ebenfalls erwähnenswert: Sie projiziert das Bild auf einen großen Bildschirm, sodass auch diejenigen Einblicke bekommen, die gerade nicht auf der Plattform der Maschine stehen. Über einen magnetischen Sockel lässt sich die Kamera bei Bedarf verschieben. Im Schulungszentrum kann man sich außerdem die häufigsten Pressfehler ansehen und sich darin üben, diese zu erkennen.

Neue Ausrüstung, neue Möglichkeiten.

Feierliche Eröffnung des Schulungszentrums mit Werksleiter Tomáš Hájek (Mitte im Bild).

An den Raum mit der Schulungspresse schließt sich ein weiterer Bereich mit Computer, Projektor, Leinwand und Tischen an. Er dient in erster Linie der theoretischen Ausbildung, zum Beispiel zu technischen Zeichnungen, Richtlinien, Arbeitsanweisungen, Qualität, Maßen oder speziellen Fachbegriffen.

Die Ausbildungsbereiche für Bediener wurden sehr sorgfältig ausgewählt und so weit wie möglich spezifiziert. Das Ergebnis ist eine Liste von rund 80 Punkten – etwa 60 Prozent davon entfallen auf die Praxis und werden wiederholt geübt. Die Einarbeitung in die Maschine zählt ebenso dazu wie die selbständige Wartung und Umrüstungstätigkeiten bei einem Teilewechsel. Für alle Schulungsbereiche wurden schriftliche Anleitungen erstellt, zu den praktischen Tätigkeiten an der Maschine Videoanleitungen hinzugefügt. Diese sind auch an den Computern der anderen Pressen in der Produktion abrufbar, damit sie bei Bedarf von allen Mitarbeitern genutzt werden können. Untertitel stellen sicher, dass Umgebungsgeräusche kein Problem sind.

Um eine realistische Arbeitsatmosphäre zu schaffen, wurde die Umgebung der Maschine an die Standards eines realen Arbeitsplatzes angepasst.

Das erste Feedback ist positiv

Die neuen Mitarbeitenden wurden am 5. Dezember 2023 feierlich in das Schulungszentrum aufgenommen. Ihr Feedback ist für uns äußerst wichtig. Nach dem ersten Schulungsmonat baten wir sie deshalb, einen Fragebogen mit verschiedenen Bewertungskriterien auszufüllen: Wie engagiert waren die Ausbildenden? Wie haben sie Schulungseinrichtung und -unterlagen wahrgenommen? Das Feedback war gut – die Mitarbeitenden lobten die Vorgehensweise der Trainer, das Tempo der Präsentation und die Schulungsunterlagen. Verbesserungspotenzial stellten sie vor allem bei der praktischen Umsetzung des Gelernten in der Produktion fest. Es sei notwendig, die Aktivitäten nicht nur unter den Laborbedingungen des Schulungszentrums zu erproben, sondern auch in der Produktion, wo sich die Maschinen in mancher Hinsicht von den Schulungsmaschinen unterscheiden.

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Und was kommt als Nächstes? Das Schulungszentrum soll auch von erfahrenen Kolleg*innen genutzt werden, die bestimmte Kompetenzen aufbauen müssen. Darüber hinaus sollen Studierende der örtlichen Fachschulen einbezogen werden. Im Laufe des Jahres soll das Zentrum außerdem um einen Außenbereich erweitert werden, in dem Anwendungen für Mitarbeitende aus anderen Abteilungen wie Zerspanung, Wärmebehandlung, Qualität oder Wartung zur Verfügung stehen. Ziel ist es, das Schulungszentrum zu einem Ort des Lernens für alle Kolleg*innen weiterzuentwickeln.

Autorin: Barbora Koukalova, P&C-Beraterin aus Turnov.

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