Tausende Teilenummern
auf Abruf
FACIL, Nexineer und die Robert Schröder Gruppe – mittlerweile gibt es einige Geschäftseinheiten, wo zwar nicht KAMAX draufsteht, die aber ganz oder teilweise zu KAMAX gehören. Ebenfalls in diese Reihe fällt 4fastening (abgekürzt 4f). Der Name ist den meisten außerhalb Europas unbekannt. In den europäischen Standorten ist das Tochterunternehmen einigen Beschäftigten zwar ein Begriff, jedoch können die wenigsten genau erklären, wie die Verbindung zu KAMAX genau aussieht.
Wenn der Kunde anruft, dann haben wir sofort über 2.000 Teilenummern auf Abruf bereit“, erklärt Paul Klasen, der mittlerweile als ehemaliger KAMAX Trainee das Qualitätsmanagement bei 4f leitet. Dieses Merkmal zeichnet das Unternehmen im Vergleich zu unseren Werken aus. Während bei uns vieles darauf ausgelegt ist, dass die Teile pünktlich am Ende des Produktionsprozesses ausgeliefert werden, warten sie bei 4fastening teilweise über Jahre in kleinen Mengen im Lager auf ihre Abholung.
Denn anders als wir produziert 4f nicht selbst. In der Regel fragen Kunden mit einem Wunsch an, für den mehrere Einzelteile benötigt werden. Das 36-köpfige Team in Pohlheim (Deutschland) macht es den Kunden einfach, beschafft diese alle und bündelt sie zu einem Paket, sodass die Lieferantenanzahl deutlich sinkt. Ein Großteil der Produkte hierfür wird bei KAMAX eingekauft. Diese machen insgesamt 80 Prozent aus. Das Ziel ist jedoch, den externen Anteil in den nächsten Jahren auf min. 40 Prozent auszubauen.
„Es ist spannend zu sehen, dass gerade bei KAMAX und bei 4f viel passiert. Als Hauptansprechpartnerin für eine bestimmte Kundengruppe bin ich für die Angebotserstellung sowie die Bearbeitung zuständig. Außerdem koordiniere ich diese Aufträge mit den Logistikabteilungen.“
Johanna Brandt,
Inside Sales
„Die Organisation ist entscheidend. Das Team ist relativ klein, da muss ich überall helfen: Egal ob Kommissionieren, Stapler fahren oder Verpacken. Viele LKW-Fahrer kommen außerdem aus dem Ausland, z.B. aus der Ukraine, Polen oder Weißrussland, da bin ich dann gleichzeitig Dolmetscher. Die Bedeutung von Kommunikation wird oft unterschätzt.“
Valentin Koch,
Teamleiter Logistik
Zusätzlich bietet das Unternehmen auch Lagerhaltung an, was dazu führt, dass manche Teile eben sehr lange in der 7.200 qm² großen Halle untergebracht sind – auf Abruf. Meistens betrifft das Kleinserien, welche die großvolumige Produktion der KAMAX Werke nur aufhalten würden. Wenn der Kunde heute anruft, muss der LKW spätestens morgen die gelagerten Teile abholen können. Insgesamt kümmern sich über zehn Beschäftigte in der Logistik darum, dass dieser Prozess reibungslos abläuft.
Damit es von Kundenseite keine Beanstandungen an den Produkten gibt, hat 4f eine eigene Qualitätsabteilung und baut derzeit ein neues Labor auf. Eine wichtige Investition, die dem vergleichsweise kleinen Unternehmen eine weitere Besonderheit verleiht – neben der wichtigen IATF-Zertifizierung, die normalerweise nicht an abgelegene Standorte ohne eigene Produktion vergeben wird.
„Als Teil des Qualitätsmanagement-Teams stelle ich sicher, dass die eingekauften Produkte von unseren Lieferanten auch die Ansprüche erfüllen. Wir bemustern sie und begleiten außerdem die externen Audits. Zusätzlich akquirieren wir neue Lieferanten, die das Portfolio erweitern. Die Aufgabe macht deshalb besonders Spaß, weil es viele Schnittstellen zu anderen Abteilungen gibt“, sagt Marcia Lins, Supplier Quality Management.
Wenn die Qualität stimmt, gibt es nach der Lagerung nur noch drei weitere Schritte, die anstehen: die Kommissionierung und Verpackung sowie der Versand der Teile. Im Anschluss kommen die Produkte auf Paletten und werden mit Staplern in die LKWs verfrachtet. Gut verpackt geht es dann auf Reise – um bei den Kunden verbaut zu werden.
„Es gibt sehr unterschiedliche Kundenwünsche, was die Zusammenstellung und Verpackung von Teilen angeht. Dennoch ist man bei dieser Arbeit weitestgehend selbstständig, was mir gut gefällt. Ich bin schon über sieben Jahre hier und es gibt wirklich ein gutes Arbeitsklima, bei dem jeder bereit ist dort zu helfen, wo es fehlt.“
Hüseyin Önder,
Fach-Lagerist
„Zum Versandprozess gehört die Vorbereitung von Zollpapieren, der Austausch mit Dienstleistern wie UPS sowie die Erstellung der Lieferpapiere für den Kunden. Die Mischung macht besonders Spaß: Ich bin nicht nur im Büro, sondern auch oft im Lager unterwegs, um Teile zu holen.“
Tatjana Daum,
Sachbearbeitung Versand
Bei der Versandmenge zeigt sich eine steigende Tendenz: Während in 2020 knapp 70 Mio. Teile versendet wurden, wird dies in 2021 auf ca. 75 Mio ansteigen. Für das Jahr 2022 sollen sogar 85 Mio erreicht werden. Zum Vergleich: Das KAMAX Werk in Turnov (Tschechien) liefert rund eine Milliarde Schrauben an Kunden aus. Mit der Spezialisierung auf kleinere Produktpakete und Lagerhaltung verfolgt 4f jedoch ein ganz anderes Ziel. Ursprünglich gegründet wurde der Logistikdienstleister, um KAMAX bei den kleinen Aufträgen zu entlasten, welche die Werke viel Zeit kosten. Geschäftsführer Patrick Lutz will jedoch mehr. Ein wichtiger Auftrag ist nach wie vor die Komplettierung des KX Produktportfolios. Aber nicht nur: Es sollen zunehmend mehr Teile von anderen Lieferanten aus anderen Branchen hinzukommen, um damit auch für neue Kunden attraktiv zu werden.
„Das ganze Team ist heiß darauf, 4fastening nach vorne zu bringen. Wir haben uns neu ausgerichtet, haben eine eigene Strategie und eine eigene Roadmap. Das Lager wird gerade erweitert und wir haben ein neues Leaderteam“, erklärt Patrick Lutz, der selbst lange für KAMAX gearbeitet hat. „Es tut sich was und wir hoffen, dass wir in Zukunft noch besser mit der ganzen Unternehmensgruppe zusammenarbeiten und zu unserem gemeinsamen Erfolg beitragen können.“ Der Weg dahin ist ambitioniert. Bereits in drei bis fünf Jahren sollen nicht nur neue Lieferanten und Kunden außerhalb der Mobilitätsbranche akquiriert, sondern außerdem die ersten Fußabdrücke in den Regionen Asien und Amerika zu sehen sein, um dort gebündelte Produktpakete auszuliefern. Die Weichen dafür sind gestellt.
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KXpress · 2021 | 02