TITELTHEMA

Die Kunst
des Fehler-
vermeidens

Der Wettbewerb um die besten Talente ist auch bei KAMAX weltweit in vollem Gange. Gleichzeitig ist es wichtig, Mitarbeitende regelmäßig für unsere spezielle Arbeit in der Produktion und neue Aufgaben zu trainieren. Eine Reise durch die Ausbildungs- und Trainingskonzepte der Standorte Homberg, Museros, Wujin, Bardejov, die viele Ähnlichkeiten zeigt.

Fehler können immer passieren. Insbesondere dort, wo Menschen arbeiten, ist es nahezu unmöglich, diese komplett auszuschließen. Wir vergessen Dinge, wir lassen Teile fallen und wir sind unachtsam. Das passiert nicht nur im privaten Umfeld, sondern genauso am Arbeitsplatz. Die Aufgabe des globalen Qualitätsmanagement-Teams und vor allem der Kolleginnen und Kollegen in den Werken ist es, das Risiko von Fehlern so klein wie möglich zu halten. Eik Stachowicz, der neue VP des globalen Qualitätsmanagements formuliert es noch ambitionierter: „Unser Ziel ist eine Null-Fehler-Strategie!“

Lernen und Vorausdenken

Das zu erreichen, ist eine Kunst, die viele Lernprozesse und Vorausdenken erfordert. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht das: Sie gehen morgens zur Arbeit und vergessen Ihren Geldbeutel. Damit dieser Fehler nicht nochmal passiert, schreiben Sie sich einen Zettel und hängen ihn an die Haustür. Doch auch dann besteht immer noch das Risiko, dass Sie ihn übersehen. Also rüsten Sie Ihren Geldbeutel mit einem Chip aus und wenn die Haustür diesen beim Verlassen nicht registriert, geht ein Alarm los. Allerdings kann immer noch der Fall auftreten, dass das System aus technischen Gründen versagt. Daher entscheiden Sie sich sicherheitshalber dafür, den Geldbeutel an der Hose festzunähen. Aber können Sie so wirklich zu 100 Prozent einen Fehler ausschließen?

Wenn wir dieses Gedankenspiel weiterspielen, fallen uns weiterhin Risikofaktoren ein, weshalb wir trotzdem das Portemonnaie vergessen könnten. Vermutlich kommen Sie irgendwann auf die Idee, Geld im Büro zu lagern, für den Fall, dass der Geldbeutel zuhause liegen geblieben ist. Dieses Beispiel von Lernen und Vorausdenken, um Fehler zu vermeiden, lässt sich auf unsere Produktion übertragen. Seit Jahrzehnten optimieren wir und passen unsere Prozesse an. Hunderte Mitarbeitende weltweit testen, dokumentieren und analysieren, damit unsere Kunden keinen Grund haben, unsere Qualität anzuzweifeln.

Das beginnt bereits ganz am Anfang: Bei der Anfrage nach neuen Aufträgen. Kunden schicken uns ihre Zeichnungen von einer Schraube oder einem anderen Formteil und wir überprüfen, ob es überhaupt möglich ist, dieses Teil zu produzieren. Das ist bereits eine gemeinsame Aufgabe des Qualitätsmanagements, des Engineerings und der Anwendungstechnik. Der Kunde gibt uns Anforderungen für Produktmerkmale (z.B. Toleranz Zugfestigkeit von 50 MPa), Anforderungen für den Vergüte- und Beschichtungsprozess sowie die Verpackung vor. Anhand von Erfahrungswerten aus der Vergangenheit entscheiden unsere Expert*innen über die Herstellbarkeit und kalkulieren den Preis. Für das alles hat KAMAX weltweit Standards, Normen, Prozesse und Checklisten etabliert.

Universal-Härteprüfer mit automatischem Werkzeugwechsler in Aktion

Passt alles? Frisch gepresste Schraube auf dem Prüfstand in der Kaltumformung

Mess- und Prüfmarathon

Es werden anschließend Musterteile hergestellt und ausgeliefert und im Optimalfall gibt es im Anschluss eine Freigabe für eine Serienfertigung. Der eingesetzte Stahl wird durch unsere Werkstofflabore unter die Lupe genommen, die Teile nach fast jedem Prozessschritt durch verschiedenste Messinstrumente gejagt, eine Montage simuliert und über einen Monat hinweg die Korrosionsbeständigkeit getestet. Damit alles seine Richtigkeit hat, wird jedes der unzähligen Messinstrumente bei KAMAX regelmäßig neu kalibriert.

Diese Vorgänge sind in allen Werken sehr ähnlich. Das hat den Vorteil, dass wir voneinander lernen können. Eik Stachowicz will das vorantreiben: „Wir brauchen einen gesteuerten Lernprozess auf globaler Ebene, sodass die Kolleginnen und Kollegen ihre Erfahrungen teilen können und wir damit sicherstellen, dass Fehler nicht mehrmals an unterschiedlichen Orten auftreten. Nicht warten, sondern proaktiv in Prozesse eingreifen, verbessern und Mängel vermeiden.“

Denn Fehler lauern überall. Falsches Label auf der Verpackung angebracht, falsche Eingabe in SAP getätigt, Schrauben fallen gelassen und nicht bemerkt: All das sind Kleinigkeiten, die schnell zu einer Reklamation führen können. In jeder Abteilung können bei fast jedem Arbeitsschritt Dinge passieren, die unsere Qualität negativ beeinflussen. „Qualität geht uns alle an, das ist ein ganz wichtiger Punkt“, betont Eik Stachowicz. „Egal, ob ich Stammdaten anlege, Papiere auf einen Behälter zuordne oder verbotenerweise eine runtergefallene Schraube in eine Kiste zurücklege.“ Umso wichtiger ist es, alles zu dokumentieren. Denn wenn Fehler auftreten, müssen wir genau nachweisen können, wofür wir verantwortlich sind und wofür nicht. Nur dann zahlt die Versicherung.

Untersuchung einer Kopfauflage mittels Mikroskop nach auffälliger Verschraubung

Schraube im Generalverdacht

Besondere Bedeutung erhält die Dokumentation durch die Rolle der Schraube in vielen Mobilitätsanwendungen. Es liegt in der Konstruktion einer Schraubenverbindung, dass sie fast immer das schwächste Glied ist. Am besten weiß das Knut Westphal, der vor Eik Stachowicz lange Zeit das Qualitätsmanagement geleitet hat: „Wenn etwas überlastet wird, ist es die Schraube, die kaputt geht, nicht der Motorblock oder der Zylinderkopf. Das ist auch so gewollt. Das heißt nicht, dass die Schraube das fehlerhafte Teil ist.“ Trotzdem hat das unser Unternehmen schon oft in die Zwickmühle gebracht. „Damit haben wir erstmal den schwarzen Peter und sind in der Verteidigungsposition. Und es ist immer wieder so, dass wir dann beweisen müssen, dass es nicht unsere Schraube ist, die qualitative Mängel aufweist oder ursächlich für den Schaden ist“, erklärt Knut Westphal.

Damit wir auch weiter beweisen können, dass wir hochqualitative Teile produzieren, plant das Qualitätsmanagement in den nächsten Monaten eine neue Initiative, welche die Mitarbeitenden in Zukunft noch mehr befähigen soll, die Kunst des Fehlervermeidens in Perfektion zu beherrschen. Dabei soll nicht nur das Bewusstsein für Qualität bei allen Beschäftigten geschärft, sondern Trainings und Prozesse auf ein neues Level gehoben werden.

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KXpress